Bewegtes Lernen als "Grundnahrung" für Grundschulkinder

BewL versteht sich als Konzept der Bewegungserziehung, welches methodisch mit Hilfe des kreativen und modernen Kindertanzes und den musikalischen Grundelementen arbeitet.

  • Warum Tanz als Ergänzung zum Schulunterricht? Tanz ist eine ganzheitliche Bewegungserziehung, die all unsere Sinne in Anspruch nimmt. Er trainiert die Nah- wie die Fernsinne. Er beansprucht nicht nur einen punktuellen Bereich im Gehirn, sondern spricht gleichzeitig mehrere Bereiche an und fördert so die Arbeit beider Gehirnhälften und das motorische Zusammenspiel der einzelnen Körperteile. Tanz ist ein nonverbales Kommunikationsmittel und stärkt so zwischenmenschliche Beziehungen.
  • Der kreative Tanz hat die Möglichkeit, gewalttätigen Auseinandersetzungen nicht nur im Schulalltag vorzubeugen, denn Kinder mit einem gestärkten Selbstbewusstsein und Einfühlungsvermögen und für sich und ihre Umwelt geschärften Sinnen, sorgen für ein entspanntes Miteinander und lassen sich von anderen nicht so leicht aus der Bahn werfen.
  • Altersgerechte und moderne Tanzsequenzen sowie Bewegungsspiele zur Wahrnehmung von Mengen, Raumlage, Hand-Auge Koordination, Fein- und Mundmotorik, auditiver Hörverarbeitung verbunden mit Ruhe- und Konzentrationsübungen fördern kindgerecht und mit Freude am Spiel – die Grundlagen für erfolgreiches Lernen von Kindern im Vor- und Grundschulalter und sind Ziel dieses Kooperationsprojekts der Musikschule Seevetal und sieben Grundschulen im Landkreis Harburg.
  • Intuitiv folgen Kinder bei bewegten- und musikalischen Angeboten voller Motivation und Freude. Sie benötigen diese ganzkörperliche Erfahrung zum Lernen, und mehr als das: Ohne gesunden Muskeltonus (Kraft), natürlicher Beweglichkeit (Dehnung) und feinmotorischem Können (Koordination) fehlen die Grundvoraussetzungen für „Still sitzen“ und „die richtige Stifthaltung“. Der Rhythmus gilt als Basis von Sprache und Bewegung und ist das Grundelement in der Musik. Ohne Rhythmus in der Sprache wäre keine verbale Kommunikation möglich. Ohne Bewegungsrhythmus über den vestibulären Sinn erfahren, ist kein Sprachrhythmus möglich.
  • Sprache, visuelle- und auditive Wahrnehmung, Fein- und Graphomotorik, phonologische Bewusstheit / Hörverarbeitung, logisches Denken, Konzentration / Merkfähigkeit / Abstraktionsvermögen, räumliche und zeitliche Orientierung, Mengen- und Zahlensinn, emotionale- und soziale Kompetenz, Grundlagen der Neuro-Athletik sowie des vestibulär-propriozeptiven Systems.
  • Die Bewegung schult die Akzeptanz im eigenen Körper, macht aber auch auf Eigenarten und Veränderungen aufmerksam. Sie zeigt dem Kind sowohl seine eigenen Grenzen als auch die der anderen Kinder im Raum und fördert die Empathie.

Lehrkräfte können ihre Klasse aus einem ganz neuen Blickwinkel sehen, um POTENZIALE ihrer Schüler*innen zu erkennen und Material für den eigenen Unterricht heraus zu filtern.

Die Stunde ist als eine Ergänzung zum normalen Unterricht und nicht als Ersatz für beispielsweise Sport- oder Musikunterricht zu sehen. Es wird einmal wöchentlich in den normalen Schulunterricht integriert und von den jeweiligen Klassenlehrern*innen begleitet. Ich leite diese Unterrichtsstunde als ausgebildete Tanzpädagogin.

  • Die „BewL-“ Stunden unterstützen die motorische und kognitive Entwicklung der Kinder, sollen aber auch helfen, Entwicklungsrückstände aufzuarbeiten und das Sozialverhalten zu stärken. Außerdem wird eine gesunde Körperhaltung erarbeitet und erstes anatomisches Wissen vermittelt.
  • Durch Musik und Bewegung wird ein neues Gefühl für den eigenen Körper entwickelt. Die Sinnes- und Wahrnehmungsschulung steht hier an oberster Stelle. Auch somatische Achtsamkeit zur Regulierung des Nervensystems wird Inhalt des BewL-Projektes.

Immer mehr Kinder weisen leider große motorische Schwächen auf. Viele von ihnen können nicht mehr auf einem Bein stehen, rückwärts auf einer geraden Line gehen oder von einem auf das andere Bein hüpfen. Andere zeigen massive Schwächen im Sozialverhalten. Sie haben Probleme sich der Gruppe anzupassen, sich an Regeln und Abmachungen zu halten, Fairness und Empathie anderen gegenüber zu zeigen. Einige von ihnen setzen zu der verbalen Gewalt auch noch Fäuste ein und können ihre innere Wut kaum beherrschen.

Auf der anderen Seite gibt es Kinder, die sich immer weiter zurückziehen und niemanden mehr in sich hineinblicken lassen. Teilweise kann man zwanghaftes und ängstliches Verhalten beobachten. In beiden Fällen fehlt es oft an Unterstützung der Eltern, sei es aus finanziellen Gründen, aus Überforderung oder aus Gleichgültigkeit.

BewL ist der bewegte Unterricht, den viele Kinder heute so dringend brauchen, nicht nur um motorische Schwächen aufzuarbeiten, sondern auch um die Persönlichkeit zu stärken.